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Gruppenfotos

Bild '1929 - Silberhochzeit von Dorothea und Joachim Hinnerichs'

An dem Tag wurde neben der Silberhochzeit meiner Ur-Großeltern auch die Verlobung von ihrem zweiten Sohn Otto mit seiner Anni gefeiert.

Wenn man genau hinsieht, erkennt man auf dem großen Bild auch den neuen Ring an seiner Hand blitzen, die er extra dafür zur Kamera gedreht hatte. Und selbst über die russische Gefangenschaft konnte er ihn retten, was sicher nicht einfach war und ihm wohl auch nicht gut bekommen wäre, wenn sie ihn damit erwischt hätten.

Das kleine Foto zeigt noch mal die beiden Jubilare vor dem Haus in Gostrof sitzen, zusammen mit ihren Kindern und ihrer ersten Schwiegertochter in spe: - Karl - Anni - Otto - Johannes - - Dorothea - Martha - Joachim -.

Zu Tante Anni sind wir drei Hamburger 1x im Jahr gefahren, um die Familie zu besuchen. In dem kleinen Zimmer hinter dem Fenster rechts im Bild quetschten sich dann nach und nach gut mal 10 bis 15 oder noch mehr Personen, bis wir Kinder in die Küche (kleines Fenster) ausgelagert wurden.

Da Hamburg erst sehr spät zum „kleinen Grenzverkehr“ gehörte, war das immer ein Abenteuer für uns. Meine Ma musste Tante Anni anschreiben, wann wir kommen wollten, dann musste sie den Brief mit einer Anfrage nach Berlin schicken, ob wir denn auch kommen durften. Bis die Antwort kam, vergingen meist mehrere Wochen.

Am vereinbarten Tag sind wir dann frühmorgens mit dem Auto losgefahren Richtung Grenze. Da wurde dann erst mal der Pass und die Einreisepapiere geprüft. Wir hatten immer ein etwas mulmiges Gefühl an der Grenze, weil man nie wusste, wie aufwendig kontrolliert wurde. Meist war es aber bei uns auf dem Rückweg intensiver als auf dem Hinweg - inklusive Rumgehüpfe auf der Rückbank, falls wir darunter jemanden rausschmuggeln wollten.

Danach ging es etwas weiter zum Geldwechseln: pro Tag und Person mussten einige D-Mark in Mark gewechselt werden, egal, ob wir das brauchten oder nicht, denn am Samstagnachmittag waren in der DDR wie bei uns auch die Geschäfte eh zu und zurück mitnehmen durfte man das Geld auch nicht. Danach kam dann nach einer gefühlten Ewigkeit die innere Grenze, wo wir noch mal alles vorzeigen mussten und wo selbst nur die Anwohner hin durften, nicht aber Freunde oder Verwandte zu Besuch.

Nun waren wir zwar endlich in Mecklenburg angekommen, durften aber immer noch nicht nach Gostorf fahren, sondern mussten dran vorbei nach Grevesmühlen, um uns dort im Rathaus an- und auch gleich wieder abzumelden. Dabei sollte man es aber tunlichst unterlassen ggf. Zeit gutzumachen und zu rasen, denn wir waren sicher, dass unsere geplante Ankunftszeit bereits durchgegeben war. Genauso wenig war es ratsam, mal kurz bei meiner Tante anzuhalten, um zu sagen, dass soweit alles geklappt hatte – Handy gab es damals ja noch nicht und ich bin mir auch nicht sicher, ab wann Tante Anni überhaupt ein Telefon hatte.

Im Rathaus ging es meist schnell, aber man verlor durch den Umweg immer mindestens eine Stunde. Meist waren wir dann rechtzeitig zum Mittag bei Tante Anni, wo schon eine lecke Hühnersuppe auf uns wartete. Die Knochen von dem Hühnchen wurden dann später zurück zu den anderen Hühnern geschmissen, was ich oft tun sollte und irgendwie gruselig fand – morgens noch zusammengespielt und abends dann mit Freuden die Knochen aufgepickt.

Nach und nach kamen dann Onkels und Tanten mit Cousinen und Cousins und es wurde immer voller, lauter und fröhlicher im Haus. Besonders toll fand ich es, wenn wir Kinder uns dann alle auf dem Sofa und dem Fußboden stapelten, um zusammen auf das DDR-Sandmännchen zu warten. Pittiplatsch juchu!

Sehr spät abends sind wir dann wieder zurückgefahren und jedes Mal wurden wir an der Grenze gefragt, was denn Oma-Kekse sein – wie bei der Hinfahrt auch, musste man bei der Rückfahrt eine Liste abgeben, mit Dingen, die man dabeihatte. Oma-Kekse? Sind halt Kekse, die die Oma (Tante Anni) gebacken hatte und die aussehen wie ein ‚O‘. Tante Anni hatte uns ein paar zur Seite gelegt, die wir nun mit auf dem Wege bekommen hatten, denn die zuerst volle Milchkanne mit Oma-Keksen wurde im Laufe des Tages sehr schnell immer leer 😉 Oft wurde dann auch die gekochten Hühnereier argwöhnisch kontrolliert – ungekochte Eier durften nicht ausgeführt werden, da diese ja befruchtet und im Westen ausgebrütet hätten werden können – hä?!?

Nachdem endlich die Mauer gefallen war, hatten wir aber leider auch nicht viel davon: Tante Anni wurde krank, dann starb plötzlich meine Oma und meine Tante nur wenige Tage danach. Und so verlief sich leider alles ein bisschen.

Immer, wenn wir jetzt mal nach Mecklenburg fahren, muss ich daran denken, wo die Grenze war und stelle fest, wie schnell man so was vergisst. Wenn man jetzt am See noch einen verlassenen Grenzturm sieht, denkt man 'echt, bis hier?'. Aber andererseits wüste ich als Kind gar nicht, dass es hier überhaupt so einen großen See gab. Für mich gab es da nur die endlose große Mauer auf dem Weg zwischen Grenze und Innengrenze. Und erst, wie die weg war, verstand ich, was mein Onkel meinte, wenn er sich ärgerte, dass so viel Zement für die Mauer verbraucht wurde, er aber keinen bekam, um mal eine Kleinigkeit am Haus zu reparieren.

Dieses ist das älteste Familien-Gruppenfoto, das ich habe. Es zeigt die Hochzeit von Heinrich und Martha Hinnerichs. Heinrich war ein Bruder meines Ur-Opas, der hier mit seiner Schwiegermutter (also meine Ur-Ur-Oma) steht. Seine Frau Dorothea (meine Ur-Oma) fehlt, denn sie hatte nur wenigen Tage vorher (18.10.) ihre Tochter Martha bekommen. Neben den Brüdern meines Ur-Opas sind hier u.a. auch seine Söhne zu sehen - mein Opa ist der junge Mann weiter rechts, Karl und Otto sind die beiden Jungs vorne links.

Mehr Infos kann man bei einigen Personen erhalten, wenn man ihnen auf die Nasenspitze drückt. Für wenn das möglich ist, kann man sich über den mitwandernden Button rechts einblenden.

Bild 'ca 1904 - Johannes, Otto, Elli'

Selber kennengelernt habe ich von der ganzen Truppe leider nur Tante Elli - oben, neben meinem Opa - und Onkel Otto (die beiden Brüder Johannes und Otto hier mit ihrer Cousine Elli auch nochmal auf dem kleinen Foto). Heinrich verstarb mit 46 Jahren, nur 4 Jahre nach seiner Hochzeit.

Mein Ur-Opa gehört wohl auch zur ersten "Hinnerichs"-Generation. Sein Vater würde bei der Geburt noch "Hinrichs" geschrieben, das änderte sich dann aber wohl öfters: mal wurde eine Urkunde mit Doppel-n ausgestellt, daraus wurde ein "nm" und so ist wahrscheinlich auch das "nne" entstanden - in altdeutscher Schrift sind das fast identische Striche und, wenn man davon zu viele schreibt... Zum Schluss wurden dann wohl alle Brüder und die Eltern so geschrieben, bis auf den jüngsten, bei dem es irgendwie bei "Hinrichs" blieb.

Das Haus selber soll es immer noch geben. Damals war es ein Rauchhaus, wo Würstchen und Schinken unter der Decke in der Diele hingen, wohl aus ganz Roggensdorf. Mindestens bis in die 40er Jahre gab es dort noch eine offene Feuerstelle in der Küche mit Schwibboden (Rauchfang). Die total schwarz-verrußen Töpfe standen auf sogenannten "Dreibeinen" und das Feuerholz loderte direkt darunter.