Wenn man auf der Alster heiraten möchte, benötigt man mindestens:
Wie man zu 1) kommt, muss jeder für sich selber herausfinden, aber bei 2) und 3) kann dieses vielleicht hier weiterhelfen. Den letzteren zu ergattern erwies sich dabei als das Schwierigste überhaupt, denn in Hamburg gibt es nur 3 Standesämter, die dafür zugelassen sind.
Beim ersten Standesamt hieß es am Telefon: “Es gibt nur einen Tag im Jahr, an dem ich für das nächste Jahr die Termine für Außer-Haus-Trauungen vergebe. An dem Tag müssen Sie versuchen, mich telefonisch zu erreichen. Sollten Sie das schaffen – und das wird schwer, denn das werden sehr viele ebenfalls versuchen – ja dann sollten Sie flexibel sein und nicht auf Ihren Termin beharren. Denn es könnte sein, dass wir da für Sie keine Zeit haben werden. Also nehmen Sie lieber das, was ich Ihnen dann sage.”
Da das ja nun eher abschreckend klang und die anderen beiden Standesämter an dem Tag nicht erreichbar waren, habe ich die Suche mal erweitert. Im Südosten von Hamburg gibt es auch die Möglichkeit, auf einem Boot zu heiraten. Aber auch da ist es wohl kompliziert, einen Termin zu bekommen: “Schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem, was Sie vorhaben und zu welchem Datum Sie heiraten wollen. Vorher sollten Sie sich aber darum kümmern, dass Sie das Boot auch wirklich an dem Tag mieten können. Dann entscheiden wir, ob wir das machen. In ca. 1 Woche später erhalten Sie dann eine Antwort von uns.” und “Nein, ich kann Ihnen auch nicht am Telefon sagen, ob wir an dem Tag überhaupt noch etwas frei haben oder nicht und auch nicht, wann wir ungefähr noch etwas hätten.”
Also weiter suchen: In Harburg kann man mit einer Barkasse vorfahren. Der Standesbeamte dort klang mal endlich richtig freundlich und war sehr hilfsbereit. Montags ist bei denen leider generell keine Trauung möglich, aber den Sonntag davor könnten wir etwas für ein paar Tage reservieren und uns das mal überlegen. Er hat mir auch gleich den Ablauf kurz erklärt und mich darauf hingewiesen, dass die Trauung bei schlechtem Wetter auch direkt am Anlieger stattfinden kann und der Standesbeamte nicht mit der Barkasse etwas ablegt und mitfährt.
Daran hatte ich gar nicht gedacht – Barkassen schwanken bei Seegang auf der Elbe, Alsterdampfer liegen flach im Wasser und sind daher viel ruhiger, also magenfreundlicher und weniger Glas-umkipp-anfällig.
Mein letzter Versuch war beim Standesamt Eimsbüttel. Nach den gemachten Erfahrungen trug ich unser Anliegen schon ohne viel Hoffnung vor. “Moment mal, “ hieß es, “ich hol mal den Kalender”. Dann hörte ich ein Schlurfen über den Flur. Etwas später dann “Hallo, hören Sie: Ja, das geht” – wie ja, das geht? Einfach so? Kein kompliziertes Männchen machen, kein Betteln, kein irgendwas weiter??? “Ja, um 15:30 Uhr könnte ein Standesbeamter beim Anleger Krugkoppel zusteigen, d.h. Sie sollten um 15:00 Uhr vom Jungfernstieg losfahren.” – Ja super! Nehmen wir!
Als Nächstes war dann das Schiff dran. Mit und ohne Catering? Wie lange und überhaupt? Da hilft nur ein Anruf bei der Alster-Touristik. Nachdem ich einige Antworten erhalten hatte, kam dann die vorsichtige Anfrage “Entschuldigen Sie, wenn ich Sie so frage, aber haben Sie denn schon konkret jemanden zum Heiraten?” Ich musste schmunzeln und antworte “Ja, ich bin da mit jemandem in Verhandlung.” Darauf er: “Ist nur so, wir haben hier auch einige Singles – jede Altersklasse”. Ich winke lachen ab, denn ich bleibe gerne bei meiner Wahl. Darauf antwortet er flüsternd aber grinsend “na ja, ist vielleicht auch besser so – das hat ja auch bestimmt nen Grund, dass die noch zu haben sind.” und ich sah vor meinem geistigen Auge auf der anderen Seite des Hörers gleich ein Tacker oder etwas ähnlich schweres durchs Büro in seine Richtung fliegt.
Ursprünglich wollten wir gerne möglichst früh am Tag heiraten – weniger Zeit, um Panik schieben zu können. Wir hatten uns ursprünglich den Montag ausgesucht, damit unsere Gäste von weiter weg die Option auf ein verlängertes Wochenende in Hamburg hätten, um dann nachmittags bequem nach Hause fahren zu können. Der Tag war auch wegen der beginnenden Schulferien ideal und dicht an unserem Kennlernen-Oster-Jubiläum. Aber wie macht man das nun mit der Bewirtung? Zum Mittagessen einladen und selber nichts runterkriegen? Oder Angst haben, sich vorher zu bekleckern? Nachher Abendessen gehen und dann müssen doch einige vorher weg? 16:00 Uhr ist doch eigentlich ne gute Zeit für Kaffee und Kuchen und ne Hochzeitstorte gibt es ja eh! Also angemacht: Es wird eine Einladung zu Kaffee und Kuchen, ach ja und übrigens dabei werden wir beide heiraten ;-)
Mit dieser Entscheidung fiel dann Catering flach, da wir den Eindruck hatten, die sind eher auf Menüs spezialisiert. Da es die Konditorei Andersen (früher unser “Haus- und Hof-”Lieferant für Familienfeiern) nicht mehr gibt, müssen wir uns durch neue Alternativen nagen. In Hamburg gibt es einige Konditoreien, die für Hochzeitstorten ein “Muss” sind und wirklich toll aussehende Kunstwerke kredenzen – aber uns beiden schmeckten die so gar nicht. Schließlich sind wir dann bei Cafe Gnosa fündig geworden und es gab einen kleinen 3-stöckigen Hochzeitskuchen und eine super leckere Auswahl unserer Lieblingskuchen. Zusammen mit unseren selbstgebastelten Kuchenschildern sah das einfach toll aus! Geschirr und Tischdecken konnten wir uns über das Internet ausleihen und sogar dreckig wieder zurückbringen – super praktisch! Und wenn man Trauzeugen und Freunde hat, die mit anpacken, ist der Auf- und Abbau auf dem Alsterdampfer auch gut machbar. Das Transportproblem vom Geschirr zum Anlieger haben wir dann kurzfristig durch das Anmieten der rosa “Bergziege”, einem kleinen Oldtimer-Bus gelöst. Vor lauter Hochzeitsaufregung hatte da jemand tatsächlich vergessen, dass man ggf. an Busse recht günstig herankommt, wenn man in einem Busunternehmen arbeitet. Ja, so etwas kann schon mal passieren in so einer Zeit.
Insgesamt war es ein schönes, aber zum Teil auch anstrengendes Projekt, was für uns und – aus den Rückmeldungen zu schließen - für unsere Gäste zu einem gelungenen Event wurde. Entscheiden war dabei sicherlich gutes Teamwork und dass wir mit Excel Kosten und Terminplanung im Auge behalten haben. Auch das Wetter hat mitgespielt. Zwar gab es wirklich von Regen und Sturm bis Sonne alles, aber immer, wenn wir loswollten, um etwas in oder aus dem Bus / Schiff zu schleppen, hörte der Regen kurz auf und auf der Fahrt gab es auch super Sonnenwetter, wo sich Hamburg und die Alster so richtig von der schönsten Seite zeigte.
Hier die Liste unserer Lieder, die wir während der Fahrt gespielt haben. Da wir nur grob abschätzen konnten, wann was dran sein würde, führte zwar der im Hintergrund gespielte Soundtrack von Star Wars zu einem kurzen irritierten Aufhorchen unserer Standesbeamtin bei der Trauung, aber, dass wir gerade zu Knock On Wood uns das JA-Wort gaben, lässt uns immer noch schmunzeln.
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