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Vier Frauen - Vier Frauengenerationen einer Familie im 20. Jahrhundert.

von Ursula Hinnerichs (leider unvollendet)

1900-1905

Meine Großmutter wurde 09. Januar 1885 als viertes Kind "in der Wohnung des Vaters" geboren. Bei ihrer Taufe erhielt sie die Namen Maria Margaretha Helene. Ihre Eltern riefen sie Marie. Sie wuchs in Flensburg in einem Handwerkerhaushalt auf hatte bis zum 14. Lebensjahr die Schule besucht. Die Familie hatte im vergangenen Jahr noch einmal Nachwuchs bekommen. Jetzt waren sieben Kinder zu versorgen. Der Vater war ein tüchtiger Reifergeselle, die Mutter war für den Haushalt und die Erziehung der Kinder zuständig. Ihre älteste Schwester Sophie half der Mutter im Haushalt, und für sie, die Maria, sollte nun mit Abschluss der Schule eine Arbeitsstelle gefunden werden.

Der Meister, bei dem ihr Mann in Stellung war, hatte gemeint, das Mädchen sei umgänglich, fleißig und auch ganz ansehnlich, so dass er seinem Bekannten in Hamburg vorschlug, sich die Tochter seines Gesellen doch mal anzusehen, und zu entscheiden, ob er für sie Verwendung als Dienstmädchen hätte. Die Mutter hatte dem Ansinnen gleich zugestimmt, bedeutete eine Anstellung in einem wohlhabenden bürgerlichen Haushalt in der großen Stadt Hamburg mit Sicherheit eine Verbesserung des Lebensstandards für ihr Kind. Sie selbst war in Mildstedt bei Husum geboren und nur ihrer Heirat - 14 Tage vor Weihnachten 1871 - und dem Umstandes, dass ihr Mann, der aus Husum stammte, in Flensburg einen Meister gefunden hatte, hatte sie es zu verdanken, dass sie nicht als Magd oder Tagelöhnerin ein hartes Leben führen musste.

Die Mutter hatte also den Entschluss gefasst, Maria zu der Herrschaft ins ferne Hamburg zu geben, dort könnte sie alle im Haushalt anfallenden Arbeiten lernen. Marias Konfirmation Ihre Tochter würde wohlverwahrt sein, bis sie irgendwann heiraten und einen Haushalt führen würde, und vor allem würde sie finanziell unabhängig sein und nicht mehr der Unterstützung durch die Eltern bedürfen.

So saß meine Großmutter also als fünfzehnjähriges Mädchen im Frühjahr 1900 neben ihrer Mutter im Abteil der Eisenbahn. Leicht fiel ihr die Trennung nicht, denn eigentlich war sie noch nie aus Flensburg heraus gekommen. Ihre Geschwister und ihre Freundinnen ließ sie zurück. Aber sie war auch etwas stolz, denn so eine lange Fahrt hatte noch nie jemand gemacht, den sie kannte.

Meine Großmutter hat später nicht mehr über die ersten Jahre in Hamburg als Dienstmädchen gesprochen. Als ich Kind war, zeigte sie mir den Isemarkt, und wenn wir in den Innocentia Park gingen, dann musste ich immer meinen Hut aufsetzen, den sie mir eines Tages schenkte und den ich so gar nicht leiden konnte, weil das Gummiband unter dem Kinn zwickte. Niemals aber gingen wir durch die nahe Oderfelderstraße, wo sie im Haus Nr. 13 als Dienstmädchen gearbeitet hatte. Erst sehr viel später sollte ich durch meine Mutter erfahren, dass sie mich in die Gegend ihrer ersten und einzigen Liebe mitgenommen hatte.

Die Bedingungen, unter denen die meist sehr jungen Mädchen als Dienstmädchen in einem Haushalt zu arbeiten hatten, waren alles andere als befriedigend. Ihre Arbeitskraft wurde schlichtweg ausgenutzt. Meine Großmutter bezog die hinter der Küche gelegene Kammer. Geregelte Arbeitszeiten oder Freizeiten gab es nicht. Der Arbeitstag dauerte oft sechzehn Stunden. Für Marie begann der Tag morgens mit dem Heizen des Herdes und dem Zubereiten des Frühstücks für die Herrschaften und mit der Hilfe beim Einkleiden der jungen Frau des Hauses. Die damalige Mode sah vor, Frauen aus "gutem Haus" in ein Korsett einzuzwängen, die ihre Taille sehr einschnürte. Außerdem wurden die Kleider meist aufwendig geknöpft, diese Arbeit wurde von dem Dienstmädchen erledigt. Wenn die Herrschaft ein Fest gab, sorgte zusätzlich eine Köchin für das leibliche Wohl, während meine Großmutter die Gäste bediente. Mehr geleistete Arbeit wurde nicht vergolten. Mit dem sechzehnten Lebensjahr hatte ein Dienstmädchen ein Dienstbuch zu führen, das bei Arbeitswechsel vorzulegen war. Daraus war zum Beispiel auch abzulesen, warum eine Stellung aufgekündigt worden war. Es enthielt die Beurteilungen der bisherigen Herrschaften, und die Gründe und Art einer Bestrafung, die die Herrschaften gegen die Dienstmädchen verhängt hatten.

Doch alles in allem hatte meine Großmutter Glück, sie kam in einen wohlhabenden bürgerlichen Haushalt. Sie war als Dienstmädchen eingestellt worden, zusätzlich kam eine Zugehfrau, die beim Säubern der Wohnung für die körperlich schweren Arbeiten zuständig war. Einmal im Monat wurden die Dienste einer Wäscherin benötigt, die ins Haus kam und die auch beim Plätten der Wäsche half.

Meine Großmutter stellte sich als sehr gewissenhafte, ernste und fleißige junge Frau heraus, so dass ihr bald nach der Geburt des ersten Kindes der Herrschaften, dieses für Spaziergänge anvertraut wurde. Ihre eigene Mutter war im Spätherbst des ersten Jahres in Hamburg verstorben, zur Beerdigung hatte meine Großmutter nicht fahren können, denn als der Brief des Vaters in Hamburg eintraf, hatte die Beerdigung bereits stattgefunden. Die fünf Jahre ältere Schwester meiner Großmutter, die als Erstgeborene nach ihrer Mutter Sophie genannt worden war, übernahm in Flensburg den Haushalt des Witwers, ihres Vaters, mit den noch im Haushalt lebenden Geschwistern. Die jüngste Schwester Karoline, genannt Lina, war gerade vier Jahre alt.

Das Kind der Herrschaften wuchs heran und wurde von meiner Großmutter liebevoll versorgt und betreut. Täglich waren Spaziergänge an die nahe Alster angesagt. Diese bereiteten Maria seit einiger Zeit besondere Freude, da sie häufiger einen jungen Schutzmann auf seinem Streifengang traf, mit dem sie ins Gespräch gekommen war, nachdem sie ihn einmal nach dem Weg gefragt hatte. Viele Möglichkeiten, einen jungen Mann kennen zu lernen, hatte ein junges Mädchen in Stellung nicht, es sei denn, es fand es schicklich und hatte die freie Zeit, sich beim Tanztee für Dienstmädchen umzusehen. Maria war schon ein bisschen verliebt in den stattlichen jungen Schutzmann, aber das würde sie ihm nicht sagen. Sie wollte die Treffen mit ihm auf gar keinen Fall gefährden. Dieser junge Schutzmann hatte sie beeindruckt, er war groß gewachsen und mit seinem Schnauzer und der Uniform sah er recht proper aus.

So erfuhr der junge Mann mehr und mehr aus dem Leben der Maria Krogmann, die es aus dem fernen Flensburg nach Hamburg als Dienstmädchen verschlagen hatte, deren Mutter gestorben war, und dessen Vater als Seiler seine Familie ernährte. Und Maria erfuhr nach und nach die Lebensgeschichte von Oscar, die so viel aufregender war, und doch in einigen Teilen der ihren ähnelte.

Oscar kam in Belleben, einem kleinem Ort südlich von Magdeburg zur Welt. Sein Vater war Gärtner, die Mutter versorgte den Haushalt. Nach elf kinderlosen Ehejahren wurde endlich am 26. März 1878 der ersehnte Sohn Oscar geboren. Die Geburt war nicht leicht gewesen und danach kränkelte seine Mutter häufig. Zwei Jahre später zog die kleine Familie nach Berlin, wo die Eltern einen Butter- und Käsekeller betrieben. Als Oscar etwas mehr als fünf Jahre alt war, starb die Mutter. Gleich nach dem Trauerjahr heiratete der Vater eine Witwe mit drei Kindern. Die Witwe fand keinen Kontakt zu dem eigenwilligen Oscar, und ihre Kinder waren zu alt, um sich mit dem "Kleinen" abzugeben. Der Butter- und Käsekeller wurde aufgegeben als der Vater eine Anstellung als städtischer Gärtner gefunden hatte, die ihn voll auslastete. Oscar hasste seine Stiefmutter und wünschte sich nach Belleben zurück. Nach der Schulzeit kam er zu einem Tischler in die Lehre. Seinen Meister respektierte er, aber mit ihm über privaten Kummer reden, das konnte er nicht.

Oscar war sehr geschickt beim Erlernen der Tischlerarbeiten. Und da er zu Hause das verdiente Geld abgeben musste, kam er früh auf die Idee, immer etwas von dem Lohn in einem von ihm eigens gefertigten Loch in der Hobelbank zu verstecken und zu sparen. Mit achtzehn Jahren hatte er ausgelernt, nahm sein Erspartes und machte sich auf den Weg in das ferne Hamburg, von dessen Hafen mit den vielen Großseglern und den Dampfern er gehört hatte, und der ihn seither magisch anzog.

Oscar Brechlin Damals, aber das wusste Oscar nicht, hatte der deutsche Kaiser in Berlin beschlossen, zum Schutz der Deutschen im fernen China, ein Kanonenboot zu entsenden. Für diese Mission wurden kräftige, abenteuerlustige junge Männer angeheuert. Einer dieser jungen Leute war Oscar. Er bekam noch einen kurzen, soldatischen Schliff, eine Grundausbildung sozusagen, ein brauchbares Handwerk hatte er ja bereits erlernt, und dann ging er 1898 als Zwanzigjähriger von Hamburg aus auf die große Fahrt nach Tsingtau, einer Hafenstadt im aufmüpfigen China.

Oscar Brechlin Nachdem der Aufstand der Chinesen vor Ort, der später Boxeraufstand genannt werden sollte, niedergeschlagen worden war, bestand seine Aufgabe darin, den Bau von Eisenbahnlinien zu bewachen. Doch 1901 zog es Oscar, den Gefreiten des III. Seebataillon, Kiautschou, China, wieder zurück in die Heimat. Im fernen China sah er keine Chancen für sich in der Zukunft. Er hatte sich seine ersten Sporen in der Fremde verdient, aber verwurzeln wollte er nicht in diesem Land. In Hamburg wollte er bleiben, besonders, weil man ihn dort nach seiner Rückkehr aus China in den Polizeidienst aufgenommen hatte.

1905-1910

Die Zeit verging, Hamburg veränderte sein Gesicht. 1906 wurde der neue Hauptbahnhof eröffnet, die Stadtbahn von Blankenese über Altona, den Hauptbahnhof und Hasselbrock nach Ohlsdorf Hamburg Hauptbahnhof in Betrieb genommen. Am Bornplatz wurde die große Synagoge eingeweiht. In den modernen elektrischen Straßenbahnen hingen Schilder, die den Damen während der Fahrt das Tragen der großen Hüte verboten, da die Hutnadeln, mit denen die kunstvollen Gebilde auf den Haarknoten befestigt waren, beim Bremsen der Bahn zu Unfallquellen für ihrer Trägerinnen und fremde Mitfahrer werden konnten.

Oscars Vater war am 08. September 1906 in Treptow Park tot aufgefunden worden. Er hatte dort als Siebzigjähriger während der Arbeit als städtischer Gärtner einen Hirnschlag erlitten. Der Vater war so unbemerkt aus dem Leben gegangen wie zuvor der Sohn aus dem Leben des Vaters. Der Kontakt zu der Stiefmutter und den Stiefgeschwistern brach ganz ab. Oscar befand sich in einer ähnlichen Situation wie Maria. Beide waren aus ihren Familien herausgerissen worden, und sehnten sich umso mehr danach, eine eigene Familie zu gründen.

Der kleinen grünen Hügel an der Ecke Harvestehuder Weg und Mittelweg, der zunächst ein recht zufälliger Treffpunkt von Oscar, Maria und dem ihr anvertrauten Kind der Herrschaft war, wurde nun zum offiziellen Treffpunkt der mit dem Schutzmann Oscar verlobten jungen Maria.

Oscar und Maria Brechlin Oscar ließ sich am 20. Juli 1908 in das Verzeichnis der hamburgischen Staatsangehörigen aufnehmen, suchte sich eine Wohnung, die er in der Löwenstraße fand und heiratete am 16. November 1909 seine Maria. Es war eine kleine standesamtliche Hochzeit, bei der zwei Schutzleute Trauzeugen waren. Der Vater Marias war aus Flensburg angereist, von Oscar war kein Familienmitglied anwesend. Nach der Trauung wurden die Trauzeugen noch zum Essen in einem Gasthof eingeladen, dann wurden die wenigen, bereits gepackten Habseligkeiten Marias aus der Wohnung ihrer Herrschaft in der Oderfelderstraße 13 abgeholt. Maria Margaretha Helene Krogmann war als Dienstmädchen in diesen Haushalt gekommen und verließ ihn nach neun Jahren als Ehefrau des Oscar Karl Brechlin.

Oscar und Maria waren sehr glücklich in ihrem gemeinsamen Heim. Sie wohnten im ersten Stock und als es Frühling wurde, blickten sie in den blühenden Kastanienbaum vor ihrem Fenster. Oscar war sehr ehrgeizig und bestrebt, das Beste aus seinem Beruf zu machen, aber er wusste wohl, dass ihm wegen seiner geringeren Schulbildung viele Aufstiegsmöglichkeiten verwehrt sein würden. Sein ganzer Stolz war, dass seine Frau nicht mehr arbeiten gehen musste. Da der Verdienst nicht sonderlich hoch war, wurde ein Gartenstück hinter dem neuen Eppendorfer Krankenhaus gepachtet, das Oscar, der Sohn eines Gärtners mit wachsender Freude und mit sehr viel Erfolg bearbeitete. Maria, die junge Ehefrau, nutzte alle erlernten Fähigkeiten nunmehr für den eigenen Haushalt und für ihren Mann. Sie wandte an, was sie der Köchin abgeguckt hatte, und sie kochte ganz ausgezeichnet, füllte ihre Speisekammer mit eingekochtem Obst und Gemüse aus dem Garten.

Ihr Leben war nicht leichter geworden, denn eine Waschfrau konnten sie sich nicht leisten. So wurde einmal die Woche ein großer Topf auf den Herd gesetzt, der Waschzuber bereitgestellt und mit Hilfe der Ruffel, einem Waschbrett, die Wäsche gewaschen. Große Teile wie Tischdecken oder Vorhänge wurden allerdings in die neue Wäscherei unten im Haus gegeben. Ihre Wohnung hatte die neue moderne Gasbeleuchtung, das war sehr praktisch, mussten doch die Petroleumlampen nicht mehr geputzt und gewartet werden. In der Löwenstraße gab es einen Schlossereibetrieb, der sich aus einer Schmiede entwickelt hatte. Ein Pferdefuhrwerk stand noch hinten im Hof und wurde für Transporte eingesetzt. Sonntags mussten die beiden Gesellen die Pferde striegeln, ein leichterer Wagen wurde vorgespannt und zu Ausfahrten für den Schlosser Nagel und seine Frau genutzt. Die Eheleute Nagel wohnten in demselben Haus wie Maria und Oscar, genau über ihnen. Sie hatten keine Kinder.

1910-1915 (Kriegsausbruch fehlt)

Sonnenfinsternis Die nächste Sonnenfinsternis, die die Hamburger Sternwarte interessierte, fand erst am 17. April 1912 statt. Es war zwar keine totale Finsternis sondern nur eine ringförmige, aber der Weg der zentralen Zone verlief in nur 40 km Entfernung zur Sternwarte durch die Lüneburger Heide. Da die Sonne nicht vollständig verdeckt wurde, mußte auf die großen Fernrohre verzichtet werden.

Die wirtschaftliche Situation meiner Großeltern verbesserte sich allmählich. Maria hielt ihrem Mann den Haushalt in Ordnung. Sie wirtschaftete sparsam und so konnten sich beide einen Urlaub im Harz leisten. Für meine Großmutter war dieser Urlaub die erste Begegnung mit Bergen, und sie fand es ausgesprochen mühsam, mit langen Kleidern, und der damaligen Mode entsprechend, mit Mieder und Hut, die Berge zu besteigen, aber mein Großvater fand viel Freude an den ausgedehnten Wanderungen in den Bergwäldern. Sein Wanderstab mit den gesammelten und an ihn angenagelten Andenkenplättchen legt bis heute ein Zeugnis für dafür ab.

Mein Großvater hatte eine neue Sitte eingeführt, am Silvesterabend lud er alle Kollegen ohne Familie in Hamburg zum Feiern ins neue Jahr zu sich nach Hause ein. Es gab unter anderem Marias köstlichen Kartoffelsalat und den Heringssalat mit Gewürzgurken und Apfelstückchen, ohne Mayonnaise, Bestandteil jeder Silvesterfeier unserer Familie noch achtzig Jahre später. Diese Silvesterfeiern lagen auch meiner Großmutter am Herzen, hier konnte sie zeigen, was an Kochkunst in ihr steckte, auch wenn letztlich die Vorbereitungs- und Nachbereitungsarbeiten an ihr hängen blieben.

Hamburg veränderte sich, der Hafen florierte, die modernen Werften machten einen größeren Zugang zu den Arbeitsplätzen von Tausenden von Hafen- und Werftarbeitern nötig. 1911 war es soweit, der Kaiser weihte den Elbtunnel ein. Jetzt konnten innerhalb kurzer Zeit sehr viele Arbeiter bei jedem Wetter zu ihren Arbeitsplätzen auf die andere Seite der Elbe wechseln und mussten sich nicht mehr jeden Tag auf Barkassen drängeln. Hamburgs Hafen war nun der drittgrößte der Welt, hinter London und New York.

Im Jahre 1912 wurde ein ganz neues Verkehrsmittel in Hamburg eröffnet: die U-Bahn-Ringlinie Rathaus - Mönckebergstraße - Hauptbahnhof - Berliner Tor - Barmbek - Schlump - Landungsbrücken - Rathaus. Im selben Jahr zog das Thaliatheater um an seinem neuen, heutigen Standort.

Hamburg Hamburg

Auch für Oscar und Maria kündigten sich im Frühjahr des Jahres 1912 große Veränderungen an. Maria war schwanger, das ersehnte erste Kind sollte im Oktober zur Welt kommen. Die Hebamme riet zu ausgedehnten Spaziergängen. Die Geburt würde zu Hause stattfinden. Als die Wehen begannen, wurde nach Frau Kröger geschickt. Dann jedoch kündeten sich unerkannte Schwierigkeiten an. Die Hebamme ließ den Hausarzt holen. Maria wurde am 14. Oktober von einer Tochter entbunden, Familie Brechlin und dann wurde überraschend noch ein Junge geboren, aber da sich bei ihm die Nabelschnur um den Hals gelegt hatte, kam er tot zur Welt.

Für Maria brach eine Welt zusammen. Zwillinge, und ausgerechnet der Junge stirbt. Es stellten sich bei ihr Vorbehalte gegenüber ihrer Tochter ein, die sie nie ganz verlor. Oscar ging anders mit diesem Schicksalsschlag um. Auch er betrauerte den Tod des Jungen, aber das Mädchen lebte! Dieses kleine Mädchen würde er zu einer selbstbewussten Frau erziehen, die es leichter haben sollte als er und seine Maria es in ihrer Kindheit hatten. Er würde dafür sorgen, dass sie genauso eine Erziehung und Ausbildung bekommen sollte, wie sein Sohn sie gehabt hätte!

Das Mädchen wurde Herta getauft und entwickelte sich prächtig. Die im Haus wohnenden Nachbarn, Schlosser Nagel und seine Frau, liebten die aufgeweckte Kleine, und Herta liebte die beiden. Sie verbrachte viel Zeit in der "Nagelschen" Werkstatt und bei den Pferden im Hinterhof in der Löwenstraße. Jeden Sonntag nach dem Mittagessen wurde mit den Eltern ein Spaziergang ins Eppendorfer Moor unternommen. Das war zwar für ein kleines Mädchen ein ganz schön langer Weg, aber am Ende winkte dort im Biergarten für jeden ein erfrischendes Getränk. Vor dem Biergarten stand ein Schild mit der Aufschrift "Billbräu-Bier", das der Vater immer für sich bestellte. Der kleinen Herta war schon bald aufgefallen, dass ihr Nachname "Brechlin" und "Billbräu-Bier" irgendwie Ähnlichkeiten aufwiesen. Sie begann sich für Buchstaben zu interessieren und hatte sich mit fünf Jahren das Lesen selbst erschlossen.

Anfang 1913 hatte Hamburg eine Millionen Einwohner. Der Waltershofer Hafen, westlich des Köhlbrands wurde eröffnet, der Wirtschaft in Hamburg ging es gut.

Spanische Grippe? 1914Nov.: Auch Japan erklärt Deutschland den Krieg und beginnt mit einer Belagerung der Stadt Tsingtau, die am 7.11.1914 besetzt wird. Rund 5000 Tsingtaukämpfer, die unter dem Kommando des Gouverneurs, Kptn.z.S.Meyer-Waldeck, die Stadt verteidigt hatten, werden nach Japan in verschiedene Kriegsgefangenenlager gebracht, wo sie erst im Frühjahr 1920 entlassen werden.

1915-1920

Mein Großvater hatte von einem Schulversuch erfahren, der in der Schule Curschmannstraße durchgeführt werden sollte. Begabten Mädchen sollte eine "höhere" Bildung ermöglicht werden. Nachdem meine Großmutter ihre Tochter dem Schulleiter vorgestellt hatte, bezweifelten die Eltern allerdings, dass Herta aufgenommen würde. Hatte sie doch das Bild eines Elefanten betrachten Klassenfoto - Herta Hinnerichs (ganz rechts, 2 Reihe von hinten) müssen und auf die Frage, was denn das lange Ding am Kopf des Tieres sei, hatte Herta gemein, das sei seine Nase. Nun, Herta wurde 1918 aufgenommen in die erste Klasse, ihre Klassenlehrerin war Fräulein Schaar.

Die Anforderungen waren sehr hoch. Bereits im ersten Schuljahr begannen Mädchen mit Französisch als erster Fremdsprache. Dafür mussten die Kinder die lateinische Schrift erlernen, aber gleichzeitig auch die deutsche Schrift, da Lesen und Schreiben noch mit dieser Schrift gelehrt wurde. Ab dem dritten Schuljahr kam als neue Fremdsprache Englisch hinzu.

Herta war fleißig und lernte schnell. Ihre Eltern konnten ihr dabei nicht helfen. Selbst das Schulgeld hätten sie nie aufbringen können, doch da half das Stipendium, das Herta gewährt wurde. Dafür mussten Hertas Schulleistungen immer gut und sehr gut sein. Herta liebte ihre Klassenlehrerin und diese war stolz auf ihre aufgeweckte Schülerin. Doch das sollte sich mit einem Schlag ändern. Zum Ende des zweiten Schuljahres beobachte meine Mutter, wie von der Familie einer Mitschülerin, die in der Schule nicht besonders gut war, ein großer Präsentkorb für die Klassenlehrerin abgegeben wurde. Daraufhin verbesserten sich die Noten der Schülerin, nicht aber deren Leistungen. Meine Mutter beschloss daher, ihre Klassenlehrerin zu bestrafen. Sie lernte weiterhin fleißig, schriftliche Hausarbeiten wurden von ihr jedoch auf dem Schulweg weggeworfen.

Fräulein Schaar verstand ihre Musterschülerin nicht mehr, die auf die Frage nach ihren Hausaufgaben nur stumm die Schultern zuckte. Als Fräulein Schaar dann noch die kleine Herta bei den Schultern packte, und heftig schüttelte, wurde damit auch die Zuneigung der Schülerin zu ihr ein für alle Mal herausgeschüttelt.

Natürlich gab es einen "Blauen Brief" nach Hause. Meine Großmutter war entsetzt über das Schreiben, und als der Vater abends von der Arbeit nach Hause kam, setzte es erst einmal kräftige Prügel wegen der vermeintlichen Faulheit. Danach wurden von ihm Fragen gestellt, und Herta berichtete ihm von ihren Beobachtungen und von den Folgerungen, die sie daraus gezogen hatte. Trotz aller Härte war mein Großvater ein sehr gerechter Mensch, der einer Sache nicht nur von Berufswegen auf den Grund ging. Er nahm seine Tochter mit zu dem Wohnhaus in der Haynstraße, in dem die Klassenlehrerin lebte, ließ sie unten in dem prächtigen Treppenhaus warten, und als er nach einiger Zeit wieder zurückkam, nahm er die Hand seiner Tochter und nickte ihr zustimmend zu. Meine Mutter hat nie erfahren, was ihr Vater und Fräulein Schaar besprochen hatten, und auch Fräulein Schaar verlor kein Wort darüber. Meine Mutter machte wieder ihre Hausaufgaben, aber ihre Klassenlehrerin war für sie keine Respektsperson mehr.

In Hertas Haus in der Löwenstraße wohnte Milli, die Freundin meiner Mutter, die in dieselbe Klasse ging und deren älterer Bruder das Gymnasium besuchte. Die beiden Freundinnen erledigten meistens gemeinsam ihre Schularbeiten und spielten auch zusammen. Im Winter, wenn es gefroren hatte, gingen die drei gern zum Schlittschuhlaufen auf den nahen Isekanal. Dort waren einige Schuten eingefroren und boten eine willkommene Möglichkeit, um kletternd auf die Mitte des Kanals zu gelangen. Im Sommer wurden die Schuten, wenn sie sonntags nur so vertäut dalagen, in ihr Versteckspiel mit einbezogen. Und so passierte es, dass meine Mutter eines Sonntagsvormittags in ihrem weißen, gestärkten Sonntagskleid mitgespielt hatte und sich plötzlich zwischen den Schuten im Kanal wiederfand. Gott sei Dank hatte Millis Bruder die Situation sofort erfasst und meine Mutter aus dem Kanal gezogen, aber nun galt die größte Sorge meiner Mutter ihrem ramponierten Sonntagskleid. Sie wusste, es würde vom Vater Schläge geben, wegen des Leichtsinns und wegen des Kleides, also musste eine Lösung gefunden werden.

In der Löwenstraße gab es eine Wäscherei, deren Besitzerin auch dort wohnte, die kannte Herta und ihren strengen Vater. Als die gute Frau die tropfnasse Herta vor sich stehen sah, holte sie sie zu sich rein, ließ sie sich waschen und abtrocknen, reinigte inzwischen die Kleidung und bügelte sie trocken. Das Kleid wurde außerdem gestärkt und so sah Herta nach einiger Zeit wieder sonntäglich aus. Rechtzeitig zum Mittagessen kam Herta nach Hause - und erhielt als erstes sofort Schläge mit dem Stock. Milli war nämlich in ihrer Angst zu Hertas Eltern gelaufen, und der Vater, der sich sofort zum Kanal aufgemacht hatte, fand seine Tochter nicht, hörte, sie sei nach Hause gegangen, wo er sie aber auch nicht vorfand. Und dann tauchte die Tochter "geschniegelt und gebügelt" auf, als sei nichts passiert.

Meine Mutter hat als Kind sehr viele Schläge erhalten. Eigentlich immer, wenn sie ein Verbot missachtet hatte. Dann drohte ihre Mutter, die selbst nie schlug, sie werde es dem Vater sagen, und der trat dann als Vollstrecker auf. Zu dem Zweck lag auf dem Schrank im Schlafzimmer der Stock bereit. Manchmal versuchte Herta, sich unter den Ehebetten in Sicherheit zu bringen, aber das nützte ihr wenig. Obgleich Schläge zum Erziehungsmittel des Vaters gehörten, hing sie sehr an ihm, weil sie sich immer auf ihn verlassen konnte, während sie ihrer Mutter die abendliche Petzerei sehr übel nahm. Damals schwor meine Mutter sich, eigene Kinder würden nie von ihr geschlagen werden. Ich habe von ihr tatsächlich nur zweimal den "Po versohlt" bekommen.

1920-1925 unfertig

1918 Deutschland wird Republik.

1919-1920 Abstimmung im Herzogtum Schleswig. Die erste Zone (Nordschleswig) entscheidet sich in einer En-bloc-Abstimmung mit 75 % der abgegebenen Stimmen für Dänemark. Am 14. März gemeindeweise Abstimmung in der zweiten Zone und in Flensburg. Flensburg entscheidet sich mit 75 % für ein Verbleiben in Deutschland. Die neue Grenze wird 5 km nördlich von Flensburg gezogen. Die wirtschaftlichen Folgen sind schwerwiegend. Flensburg verliert knapp die Hälfte seines Absatzgebietes. Die Umsatzeinbußen in Flensburg belaufen sich im Schnitt auf 30 %. Die Stadt stagniert in der Folgezeit. -Die Mühlenstromüberdeckung wird in Angriff genommen. -Schriftsprache: hochdeutsch -Umgangssprache: hochdeutsch, niederdeutsch

Höhepunkte im Leben meiner Mutter waren die Reisen in den großen Ferien. Dann besuchte sie ihre geliebte Tante Tite, eine jüngere Schwester ihrer Mutter, in Flensburg. Gleich am ersten Ferientag wurde sie mit ausreichenden Verpflegungspaketen und dem Koffer - der auch mit den Flensburg um 1920 Schulbüchern gut bestückt war - in die Eisenbahn nach Flensburg gesetzt, der Schaffner wurde gebeten, ein Auge auf sie zu haben und so überstand sie die stundenlange Fahrt wohlbehütet. Der Bahnhof in Flensburg war damals ein Sackbahnhof unten am Hafen, wo Tante Tite auch schon sehnsüchtig auf ihre Nichte wartete.

Tante Tite war gut verheiratet aber kinderlos. Sie und ihr Mann lebten in Jürgensby in einem eigenen Haus, in dem sie auch einen Laden für Haushaltswaren betrieben. Die Wohnung lag über dem Geschäft, über eine gewundene, schmale Treppe zu erreichen. Bewacht wurden Haus und Laden von einem großen, schwarzen Hund, der aber nur gefährlich aussah. Als Ersatzkind hatte er es bei den Kallenbergers sehr gut. Auch er schien sich auf Herta, das Ferienkind zu freuen. Er ließ sich von ihr alles gefallen, besonderen Spaß hatten die beiden, wenn Herta den Hund in einen Polierlappen wickelte und mit Schwung über den langen Flur schupste. So machte das Bohnern richtig Spaß!

Tante Tite hatte ihrer Nichte bereits eine Patou-Karte gekauft. Mit der konnte Herta die ganzen Sommerferien lang die Dampfer auf der Flensburger Förde nutzen. Hier traf sie sich mit anderen Ferienkindern. Da sie sich immer nur in den Sommerferien trafen, waren sie eine kleine verschworene Gruppe. Man fuhr gemeinsam auf der Förde und prüfte, ob und wo die Quallen besonders lästig waren, dann stieg man zum Baden eben auf der anderen Fördeseite aus.

1865 begann mit der Dampferkompagnie die Personenschifffahrt auf der Flensburger Förde. Die Flotte der Reederei wuchs ständig bis zum drohenden Konkurs 1935. Getrieben von dem Wunsch, die schönen Fahrgastschiffe auf der Förde zu erhalten und vermutlich auch aus beruflichen Gründen, ergriff der Bankdirektor Karl Molzen die Initiative und sammelte bei Flensburger Kaufleuten Geld zum Erhalt der Ausflugsfahrten. Wie die meisten Gesellschafter der neu gegründeten Förde-Reederei betrachtete C.C.Christiansen dieses Engagement eher als Mäzenatentum.

Tante Tite und Herta Hinnerichs Zwei Dinge hielt Tante Tite bereit, wenn Herta kam: Da war einmal die Kiste, in die die mitgebrachten Schulsachen verstaut wurden. - Tante Tite hielt nämlich nichts von ihrer Aufgabe, aufzupassen, dass in den Ferien bei ihr für die Schule gearbeitet wurde -, und es gab eine Dose, in der sie allerlei Süßigkeiten für ihre Nichte gesammelt hatte.

1925-1930

Die Familie zog um in die Gneisenaustraße, in eine moderne Wohnung mit elektrischem Licht.

Irgendwann Mitte der Zwanziger Jahre war die Wohnung in der Löwenstraße zu klein geworden, die Familie Brechlin zog um in eine geräumige 3-Zimmer-Wohnung in der Gneisenaustraße. Diese Wohnung war sehr modern, sie war mit elektrischem Strom für die Beleuchtung und einem Gasherd ausgestattet. Von dem großen Flur gingen drei Zimmer ab. Das Schlafzimmer hatte einen Balkon, Im Wohnzimmer daneben stand auch der Schreibtisch von Hertas Vater, den sowohl Herta als auch ihre Mutter mit Respekt behandelten. Der Großvater war inzwischen nicht mehr Streifenpolizist, oder "Udel", wie es im Volksmund hieß, sondern arbeitete bei der Kriminalpolizei. Auf seinem Schreibtisch standen zwei Tintenfässer. Das eine wurde ausschließlich für seine Berufstätigkeit genutzt, das andere ausschließlich für private Post. Ebenso hielt er es mit Bleistift, Anspitzer usw., unmöglich, einen privaten Brief mit Diensttinte oder Stift zu schreiben.

1928 verließ Herta das Lyzeum. Ihr Vater hatte ihr in langen Gesprächen klargemacht, dass er ihr nicht ihren sehnlichsten Berufswunsch, Kinderärztin zu werden, finanzieren könnte. Er befürwortete aber den Wechsel an die Staatlicher Höhere Handelsschule, die meine Mutter 1930 mit dem Handelsabitur und Spanisch als dritter Fremdsprache abschloss.

Wegen der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, verbunden mit sehr hoher Arbeitslosigkeit, war es nach dem Ende der Schulzeit für meine Mutter nicht leicht, einen Arbeitsplatz zu erhalten. Ihr wurde für ein Jahr ein Praktikum bei der Firma Hütteroth angeboten, wie es hieß, "zur Einarbeitung in die Arbeitswelt", dort war sie zuständig für die Korrespondenz in Englisch, Französisch und Spanisch. Die Bezahlung war sehr gering, so dass die Familie in der Hauptsache von dem Gehalt des Vaters lebte, und von den Ernten, die der neue Garten hinter der Feuerwehr in Schnelsen abwarf. - Der alte Garten mit den vielen schönen Kindheitserinnerungen für Herta musste wegen der Erweiterung des Eppendorfer Krankenhauses aufgegeben werden. Meine Großmutter konnte als Beamtenfrau keiner eigenen Berufstätigkeit nachgehen, daher trug sie - mit Duldung ihres Ehemannes - zum Haushaltsbudget teil, indem sie allerlei Tischdecken, Schrankdeckchen und Kissenbezüge auf Bestellung häkelte und gegen Naturalien eintauschte.

1930-1935

Kurz vor Ende des Praktikumjahres erhielt meine Mutter die Zusage, eine Anstellung als Stenotypistin bei der Deutschen Gasolin zu erhalten.

1930 Wirtschaftsabitur; Ein Jahr zur Anstellung bei einer jüdischen Familie; Hindenburg in Hamburg; 1933 Machtübernahme; 1934 Verlobung Herta und Johannes; Verlobungsreise nach Norwegen; Fahrradfahrt nach Gostorf; Anstellung bei der Gasolin; Weihnachtsfeier Gasolin 1934; Gutsmuths, Gretchen

1935-1940

Eppendorfer Krankenhaus wird erweitert, daher neuer Garten hinter der Feuerwehr Lockstedt; 1936 Moselwanderung; Tod Oscars 12.07.1938; Eheschließung 26.07.1938; Einzug in die Wohnung Dreistücken 14; Doppeljob als Sekretärin beim Chef der Mauserwerke; Freistellung wegen Unabkömmlichkeit.

Johannes Hinnerichs Nachdem der Krieg erklärt worden war, wurde mein Vater eingezogen und an die Westfront geschickt. Er war gerade 30 Jahre alt, seit einem halben Jahr verheiratet und hatte andere Pläne, als in den Krieg zu ziehen. Dennoch, er glaubte, der Krieg werde nicht lange dauern, und dann ginge das Leben weiter wie geplant. Er war nicht der Einzige, der so dachte.

Johannes Hinnerichs Am 17.10.1939 schickte er seiner Frau als nachträglichen Geburtstagsgruß ein Foto aus dem Wald bei Perl, im "Dreiländereck", wo seine Einheit einquartiert worden war. Inzwischen hatte er "Feindkontakt" zu spüren bekommen, der Ernst der Lage war ihm und seinen Kameraden nun bewusst geworden. Die Kriegshandlungen dauerten fast schon ein Jahr und hatten sich ausgedehnt, die deutschen Truppen waren in Frankreich eingedrungen.

1940-1945

Im Frühsommer 1940 beförderte eine Handgranate meinen Vater über ein Gebüsch bei Verdun, an mehr konnte er sich jedenfalls später nicht mehr erinnern. - Dies war das vorläufige Ende seines aktiven Soldatenlebens, er wurde in die Heimat gebracht, ins Lazarett in Gütersloh.

Johannes Hinnerichs Am 1. Juli 1940 wurde er zur weiteren Behandlung in das Militärkrankenhaus in Hamburg-Wandsbek überwiesen. Nach seiner Entlassung Anfang September und einigen Heimaturlaubstage bei seiner Frau, wurde er in das oberschlesische Lambsdorf versetzt, wo ein großes Lager eingerichtet worden war, um vorwiegend russische Kriegsgefangene aufzunehmen. - Neun Monate nach dem Genesungsurlaub wurde ich im Eppendorfer Krankenhaus geboren.

Erste Luftangriffe; Umzug nach Oberschlesien; Kindergarten, "Kaus-Dieter"; Erzkatholische Umgebung; der "Fliegenpilz"; der Geldfund in der Bibel; die "Frau mit den 5 Kindern"; Der Truthahn auf dem Kopf; Das Plumpsklo. Die Mühle und der Streuselkuchen; der Graf und die Pilzsammelerlaubnis; der Apotheker; Osterhase; Die Kirschbaumallee und die Kriegsgefangenen; Weihnachten 1944; die Flucht im Januar 1945; Gefangennahme in Breslau; die Russen und das Beutegut.

1945-1950

Zurück in Hamburg; Juli 1945: von dem aufgegebenen Haushalt nur der Schlitten zurück; Frau Dr. Michalske, Tusnelda als Untermieterin; der Diamantringraub; In russischer Kriegsgefangenschaft; Entlassung nach Mecklenburg. Ostern 1947 Einschulung; Auszug von Tusnelda; Rückkehr Vater nach HH; Erstes Wiedersehen auf der Treppe im Bahnhof Lattenkamp; Nissenhütten im Stadtpark; Das Huhn in der Badewanne.

1950-1955

13.02.1953 Tod Marias; Klavierunterricht;

1955-1960

1960-1965

1965-1970

1970-1975

1975-1980

1980-1985

1985-1990

1995-2000