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Als Reiseleiter hat man es nicht leicht

Laos - Januar 2008

Man, hat er einen tierischen Hunger! Heute Morgen hatte er lieber auf das Frühstück verzichtet, weil er wusste, dass er die Busfahrt nicht gut vertragen würde. Den Tag zuvor hatte er schon sehr leiden müssen. "Das ist aber nicht gut, wenn er als Reiseleiter reisekrank wird." hatte eine ältere Dame bemerkt. "Vielleicht sollte er sich einen anderen Job suchen..." Einen anderen Job? Wie denn das? Deutsch ist sein ganzes Kapital, für das er sehr hart geschuftet hat und er liebt seine Arbeit. Seinen Gästen sein Land und die Sehenswürdigkeiten zu zeigen, ist für ihn das Größte. Gut, dafür muss er leider öfter mit dem Bus fahren, immer mit der Angst im Nacken, dass ihm doch mal schlecht wird - das wäre echt peinlich! Und erst recht vor dieser Truppe, die etwas schwieriger ist als andere sonst. Aber nun war es ja geschafft! Endlich ist er wieder in der Hauptstadt angekommen, wo er zu Hause ist und nicht wieder alleine in einem kalten Hotelzimmer schlafen muss. Den Rest von heute noch und ab morgen Vormittag hat er ein paar Tage frei. Juchhu!

Endlich gibt es etwas zu essen. Vorhin, als er kurz aus dem Bus gesprungen war, um für eine - ebenfalls busfahrtgeschädigte - Reisende ein Baguette zu kaufen, hatte er sich gleich eins mit besorgt, dieses aber noch nicht angerührt, weil er erst seine Gäste versorgt sehen wollte. Man soll eben nicht hungrig einkaufen! Er hat sie in die beste Suppenküche der Stadt geführt und Hühnersuppe für alle bestellt - das ist das leckerste Gericht und ging am schnellsten. Alle sind schon zufrieden am Schlürfen oder sogar schon fertig mit essen. Nun ist er endlich an der Reihe! Seine Suppe steht vor ihm. Der heiße Dampf der leckeren Brühe steigt ihm genüsslich in die Nase. Endlich! Völlig entspannt und voller Vorfreude nimmt er seinen Löffel und steckt ihn behutsam in die Schüssel und holt den ersten Bissen des Tages hervor. Mmm, köstlich. Langsam wandert der Löffel Richtung Mund, um ja nichts von der kostbaren Suppe zu verschütten. "Was ich Sie noch fragen wollte..". Seine Hand stockt abrupt, nur wenige Zentimeter vor seinem Mund. Innerlich seufzend und kaum erkennbar verabschiedet er sich fast schon liebevoll von seiner Suppe. Unangerührt sinkt der Löffel wieder in die Schüssel. Es hat wohl noch nicht sein sollen. Langsam, wie aus einem Traum erwachend, blickt er die Fragende an. Er lächelt freundlich und sagt: "Entschuldigen Sie bitte, wie war Ihre Frage?" Und da ist er wieder: Der aufmerksame Gastgeber meldet sich zurück zum Dienst.

Mönche bei Pause